Sängerinnen und Sänger und Dirigent

Drei Jahre bis Elias

Die Sängerinnen Christiane Leiska, Ina Lauzemis und Sabine Neumann zeichnen in diesem Text den Weg zur Aufführung von Mendelssohns Elias im Juni 2022 nach.

Nun ist es soweit! Nach drei Jahren Proben führen wir den Elias tatsächlich auf! 

Im September 2019 haben wir voller Elan angefangen mit dem Ziel Oktober 2020 für die Aufführung. Kantor Igor Zeller hat uns einen Probenplan bis dahin erstellt, mit dem Stück, das wir jede Woche erarbeiten sollten. Dann begann Corona das Leben zu beeinträchtigen. Versammlungsverbot, insbesondere für Chöre, ab März 2020. Nach kurzer Schockstarre schwenkte Igor um und begann mit uns Zoom-Proben, je Stimme eine halbe Stunde. Viele waren dabei, der Kontakt riss nicht ab. Wir konnten uns sehen, uns vor gesperrtem Mikro gemeinsam einsam einsingen, jeder für sich Einsätze üben anhand von Musikclips, die Igor für uns eingespielt hat. Parallel dazu erarbeitete er Ansagen für jeden Chorsatz im Elias, jede Stimme, alle Takte. Im Juni musste es dann ein Hygienekonzept geben, um nach den Sommerferien wieder gemeinsam proben zu können. Wir hatten Hygienebeauftragte für jede Stimme, mussten 2,50m Abstand halten beim Singen, die Masken erst am Patz abnehmen und lüften, lüften, lüften. Bei dem Abstand hört man nur sich selbst singen und die eigenen Schwächen und Unsicherheiten.

In der Kirche probten die Frauen, im WillkommensKulturHaus die Männer. Aber wieder gemeinsam singen! Highlights waren das Einsingen draußen vor der Kirche und gemeinsames Singen mit der Gemeinde sonntags zwischen den Gottesdiensten. 2020 haben wir uns auch in Gesprächen und Vorträgen, auch digital, mit der Entstehungsgeschichte und den Hintergründen des Elias und der historischen Einordnung beschäftigt und z.T. sehr kritisch auseinandergesetzt. Die Aufführung 2020 wurde natürlich abgesagt. Orchester, Chor und Zuschauer in einem Raum waren zu dem Zeitpunkt undenkbar. Aber wir alle haben uns entschieden: Wir wollen eine große Aufführung des Elias! Neues Ziel: August 2021.

Aber Corona nahm kein Ende. Im Oktober stiegen die Infektionszahlen wieder an, also wieder verschärfte Regeln für die Anzahl der Sänger und die Dauer von Proben. Und wieder Zoom. Weihnachten mit Videoclips und Playbacks. Inzwischen gab es Impfungen und Boostern, 3G wurde Pflicht für das Mitsingen. 2021 ging es weiter wie 2020: Distanz, Abstände, üben in der kalten Kirche in getrennten Proben. Aber auch ab Frühling wieder gemeinsames Singen mit Abstand voneinander neben der Kirche im Park. Das lange geplante Probenwochenende im Sunderhof im August konnte stattfinden, allerdings mussten wir mit Maske singen, weil der Raum zu klein war. 2022 haben die Proben an Intensität zugenommen. Aus dem Beherrschen der Noten wurde Musik. Der Sonntagnachmittag im Mai mit dem ersten zusammenhängenden Durchgang durch das Stück hat uns angestrengt und begeistert. Seitdem singen wir auf der Zielgeraden. Die Musik von Mendelssohn hat für uns nie ihre Faszination verloren, Überdruss ist nicht aufgekommen – im Gegenteil. Wir sind hoch motiviert und fiebern der Aufführung entgegen.

Wir danken unserem Kantor Igor Zeller. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Kantatenchor diese merkwürdigen Jahre nicht nur überstanden hat, sondern sogar stärker geworden ist. Als hochprofessionellen Chorleiter und Musiker kannte und schätzte der Chor seinen Leiter immer schon. Durch die Coronazeit haben wir ihn nun auch als Digitalzauberer, hartnäckigen Optimisten und nicht zuletzt als Menschen neu kennengelernt.